Der Waldgarten – ein dreidimensionaler Garten mit einer ausdauernden Bodenkulur
Waldgärten sind in den verschiedensten Kulturkreisen als Notwendigkeit und Überlebensstrategie entstanden. Bekannt sind Waldgärten hauptsächlich aus Gebieten wie Nikaragua, Kerala, Srilanka, Vietnam, Nigeria, Kongo und Tansania. Dort sind sie meist als sogenannte Homegarden bekannt. Seit 2009 besucht Bernhard Gruber die Waldgärten der Chaggas am Fuße des Kilimanjaro, in Tansania, im Hochland von Kandy auf Sri Lanka und anderen Regionen, zum Studium, zur Unterstützung noch vorhandener Systeme und zum Wiederaufbau.
In einem Waldgarten geht es grundsätzlich darum, auf kleiner Fläche alles Lebensnotwendige zu produzieren: Lebensmittel, Viehfutter, Medizin, Energieholz und Bauholz. Waldgärten sind auf lange Sicht tragfähig, verschmutzen nicht und beuten auch den Boden nicht aus. Das Vorbild eines Waldgarten ist der tropische Regenwald, in unseren Breiten könnte man sich den Waldgarten als Niederwald vorstellen, jedoch zu beachten ist, dass wir in unseren Breiten eine viel geringere Sonneneinstrahlung haben und so auch mit anderen Pflanzabständen arbeiten müssen, in den Randbereichen und zwischendurch können sich immer wieder größere Bäume finden.
Ein Waldgarten ist im Gegensatz zu einem Getreidefeld oder auch Gemüseacker ein dreidimensionales System, angeordnet in verschiedenen Stockwerken oder auch Ebenen, der Schwerpunkt liegt bei mehrjährigen Früchten und extensiven einjährigen Gemüse. Die erste Schicht befindet sich unter der Erde, Knollen, Wurzelgemüse und Rhizome. Die zweite Schicht ist eine Boden bedeckende Lebendmulchschicht, gefolgt von der Kraut- und Staudenschicht. Die vierte Schicht wird von niederen Beerensträuchern und die fünfte von höheren Beerensträuchern gebildet. Die sechste Ebene bilden Obstbäume gefolgt von Horstpflanzen wie Haselnuss oder Bambus und Rankgewächsen wie Kiwi, Hopfen oder Wein. Abschließend als Kronenschicht finden wir hohe Solitärbäume punktuell mit lichtem, fiederem Blattwerk oder an Rändern mit dichtem Blattwerk.
Durch die in der nördlichen Hemmisphäre geringere Lichtmenge ist auf eine zeitliche Einnieschung zu achten, so gibt es Beispielsweise Beerensträucher welche Fruchten, bevor so mancher Baum in seiner vollen Blätterpracht erstrahlt. Weiters versuchen wir wie in der Mischkultur Symbiosen und Gilden unter Pflanzen oder auch zwischen Tieren und Pflanzen zu bilden. Hauptaugenmerk liegt dabei dass wir regulierte Systeme schaffen, keine Wildniss und den Energieeinsatz auf ein Minimum reduzieren versuchen. Jedes Element in diesem System wird nach seiner Funktionalität ausgewählt und so platziert, dass andere unbeeinflusst oder gestärkt werden. So kann zum Beispiel ein richtig platzierter Baum folgende Funktionen erfüllen: Lebensmittel, Viehfutter, Medizin, Edelholz, Bauholz, Brennholz, Erosionsbremse, Sonnenschutz, Windschutz und ein Biotop für verschiedenste Lebensformen.