Essbare Waldgärten waren über Jahrtausende die gängige Bodenkultivierungsform in den Tropen. Nach dem Vorbild des tropischen Regenwaldes wurde eine ausdauernde Etagenkultur geschaffen. Von den Bewohnern der Waldgärten wurde versucht, alles Lebensnotwendige auf kleinster Fläche herzustellen. Waldgärten können Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Kräuter, Gewürze, Nüsse, Samen und Pilze, aber auch tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Eier, Federn, Leder, Arbeitsleistung und Dung bereitstellen. Neben den Lebensmitteln fallen natürlich auch noch jede Menge an Viehfutter, wie Blattwerk, Gräser, Sämereien, Insekten und Fallobst an. Weiters können Baustoffe, Energie, Fasern und Edelholz hergestellt werden.

Die wohl bekanntesten Waldgärten sind die der Menschen im Amazonas, welche durch ihren Bodenaufbau der sogenannten Terra-Preta Böden bekannt wurden, oder auch die sogenannten Homegarden am Fuße des Kilimandscharo, dem Höchsten Berg Afrikas. Hier kultivieren in einer Höhe bis zu 2.500 Meter, Kleinbauern in Mischkulturen Kaffee, Bananen, Mais, Bohnen, Taro und vieles mehr. Selbst unsere begehrten Gewürze wir Pfeffer, Muskatnuss, Inquer und Nelken kommen oft aus klein strukturierten Waldgarten-Systemen wie den Spicegardens im Hochland von Kandy auf der Insel Sri Lanka. All diesen verschiedenen Waldgärten gemein ist ein Boden aufbauende Kultivierung. Der Boden wird wenn möglich nicht gewendet, es wird versucht ihn dauerhaft mit Kulturen zu bedecken und ihn vor schwerem Regen, starker Sonneneinstrahlung und Wind zu schützen. Durch gezielten Einsatz von Stickstoffsammlern, Mischkulturpartnern und das im Kreislaufhalten von Abfällen, wird der Boden gesund gehalten.

unser Kraterbeet am Rande des essbaren Waldgarten

Waldgärten mit ihrem Wurzelwerk in gesunden Böden können durch Transpiration, Verdunstung und Kondensation lokal das Klima beeinflussen. Schwere Regenfälle können aufgenommen und heiße Tage ausgeglichen werden. Durch eine hohe Biodiversität kommt es in einem essbaren Waldgarten nur zu geringen Ausfällen durch äußere Einflüsse. Waldgärten gewährleisten dadurch die Ernährungssouveränität seiner Bewohner. Im Waldgarten werden im Boden und auch im Bewuchs hohe Mengen an CO2 dauerhaft gebunden. Jedoch sind gerade diese hochproduktiven Waldgärten durch CO2 Kompensationsgeschäfte bedroht. Anstatt Waldgärten und andere Agroforstsysteme zu Fördern, werden immer öfter Kleinbauern von ihren Flächen verdrängt um Platz für Wiederaufforstungsprojekte zur Erreichung der Klimaziele zu schaffen.

Das Kraterbeet dem Waldgarten vorgelagert

Mein Vater Hans Hermann Gruber startete mit Unterstützung meiner Mutter Erika, Ende der 1980er Jahre inspiriert durch Bücher des Engländers Robert Hart, hier in Wels / Oberösterreich, einen der ersten essbaren Waldgärten in den gemäßigten Breiten. Über die mehr als 30 Jahre hinweg, wurde der Waldgarten zu einem kleinen Paradies mit hoher Artenvielfalt. Gemeinsam begründeten wir das Österreichische Waldgarten-Institut und versuchen das Thema einer breiten Öffentlichkeit durch Publikationen wie dem Buch, „unser essbarer Waldgarten“ oder „Die kleine Permakultur-Fibel“, Lehrgänge, Vorträge und Exkursionen zugänglich zu machen. Essbare Waldgärten sind die Lösung für den Hunger der Menschen, können aber auch Sinnfindung unserer übersättigten Industriegesellschaft sein. Durch aktiven Humusaufbau und eine Dauerkultur mit Bäumen, Sträuchern und Stauden in Etagenwirtschaft sind essbare Waldgärten unsere Klima-Chance Nr. 1!